Zeitzeugen
“Das Erlebnis mit den Zeitzeugen war sehr spannend und interessant, da man ganz andere Einblicke in die Zeit des Nationalsozialismus bekommen hat, als wenn man nur die geschichtlichen Hintergründe kennt…”
So beschreibt Marie ihre Eindrücke vom 1. Oktober in Limburger Priesterseminar. Initiiert wurde diese Veranstaltung für alle Jugendlichen der 10. Klassen von der Schulseelsorgerin Dagmar Steinmetz in Zusammenarbeit mit dem Bistum Limburg und dem Maximilian-Kolbe-Werk, das sich bereits seit 1978 für Begegnungen zwischen deutschen Jugendlichen und überwiegend polnischen Staatsangehörigen einsetzt, die während der Besatzung Polens durch NS-Deutschland verhaftet, verschleppt und festgehalten wurden und unter extremsten Bedingungen überlebt haben.
In diesem Jahr konnten unsere Schülerinnen und Schüler Gerhard Wiese und seinen Erfahrungen als Staatsanwalt im Ausschwitzprozess 1964 in Frankfurt lauschen. Boris Zaborko reiste noch am selben Tag aus Kiew in der Ukraine an und Anna Janorska-Cianka aus Krakau schilderten ihre persönlichen Erfahrungen zur Zeit des Zweiten Weltkriegs und sprachen Themen wie Menschlichkeit, Freiheit und Hoffnung in schweren Zeiten an. “Manche Menschen waren damals grausam zu uns, andere aber auch gut.” Dass sie die Schülerinnen und Schüler mit ihren Erlebnissen berühren konnte, ist sich Anna Pliszka sicher. Die Erlebnisse aus der Kindheit immer und immer wieder zu teilen, koste Pliszka zwar Überwindung, aber sie sehe, wie wichtig es ist, das Wissen und die Botschaft von Hoffnung an die nächsten Generationen weiterzugeben. „Das war heute eine Erfahrung, die man wahrscheinlich nur einmal machen wird, weil es nicht mehr so viele Zeitzeugen gibt, die das, was damals passiert ist, bestätigen können. Inge Auerbach, die auch schon vor dem Bundestag und den Vereinte Nationen gesprochen hat, reiste extra aus den USA an. Mit sympatisch schwäbischem Akzent zeigte sie Fotos von ihrem Geburtshaus, der Synagoge und ihrer Puppe Marlene. Die Puppe begleitete Inge Auerbacher sogar durch die Zeit im Konzentrationslager Theresienstadt. Auerbacher zeigte auch einen originalen gelben Stern, den damals alle Jüdinnen und Juden ab sechs Jahren auf ihrer Kleidung tragen mussten.
Die Zeitzeugin beantwortete - wie alle anderen auch - Fragen der Schülerinnen und Schüler, wie zum Beispiel, ob sie den Nationalsozialisten und den Mitläufern vergeben kann. „Vergeben kann ich nicht, das kann nur Gott. Viele haben auch aus Angst weggeschaut“, so Auerbacher. Wichtig sei, die Geschehnisse nicht zu vergessen und davon zu lernen. Hierzu bemerkte Svea im Anschluss: “Sie hat unglaublich viel noch gewusst und uns mitgeteilt. Es hat mir sehr gut gefallen.” Mirja kann die Veranstaltung ebenfalls nur weiter empfehlen, weil man “viel mitnehmen und natürlich viel nachempfinden konnte. Ich fande es absolut inspirierend wie man in solch einer dunklen Zeit noch Freude und Hoffnung behalten konnte.
Text und Fotos: Dagmar Steinmetz (Schulseelsorgerin)