Abschied und Neubeginn
Abschied und Neubeginn
Zur Verabschiedung des stellv. Schulleiters, Herrn Ancke, und der Kollegin Irene Ruff in den Ruhestand sowie dem Dienstantritt des neuen stellv. Schulleiters, Herrn Rosenstock
Von Frank Saltenberger
Neu-Anspach. „Mr. Oberstufe“ könnte man ihn nennen, denn Eugen Ancke hat wie kaum ein anderer Anteil daran, dass es an der Adolf-Reichwein-Schule heute eine gymnasiale Oberstufe gibt. Jetzt geht der Planer in den Ruhestand und kann erfüllt auf sein Werk zurückschauen, denn der junge gymnasiale Zweig der ARS ist längst auf Augenhöhe mit den traditionsreicheren Gymnasien im Hochtaunuskreis.
Trotz der Möglichkeit, die ARS mit Haupt-, Realschul- oder Abiturzeugnis zu verlassen, war Ancke immer ein engagierter Verfechter der integrierten Gesamtschule, und Adolf Reichwein ist für ihn mehr als nur ein Namensgeber. „Pauker“, das saloppe Synonym für Lehrer, trifft auf Ancke nicht zu, denn für den von sächsischen Eltern abstammenden, in Baden-Württemberg geborenen Weilburger stand der individuelle Schüler immer im Zentrum der pädagogischen Arbeit; um den bemühte er sich, für den nahm er sich Zeit.
Geduld und Einfühlungsvermögen sind Stärken, die auch den Kollegen Eugen Ancke auszeichnen, und mit diesen Eigenschaften war er auch der Richtige auf dem Stuhl des stellvertretenden Schulleiters, auf dem er bis zum letzten Schultag saß und hier neben allem Organisatorischen auch für die „Sorgen und Nöte“ der Lehrer zuständig war.
Nach dem Abitur am Gymnasium Philippinum in Weilburg studierte Ancke Mathematik und Physik mit dem Ziel, ein Lehramt zu übernehmen. Das bekam er an der kooperativen Gesamtschule in Weilmünster, wo er von 1973 bis 1995 unterrichtete. Gleichzeitig war er an die gymnasiale Oberstufe in Weilburg abgeordnet, so dass er langjährige Oberstufenerfahrung mitbrachte, als er 1995 nach Neu-Anspach wechselte und nach dem politischen Beschluss, eine gymnasiale Oberstufe an der ARS einzurichten, mit der Umsetzung beauftragt wurde.
Bei dieser Aufgabe war er wichtigster Mann hinter dem Schulleiter Wolfgang Iser. Bei aller Verantwortung: „Es hat Spaß gemacht, und die Arbeit war von einem fantastischen Teamgeist geprägt, es herrschte damals eine Aufbruchsstimmung“, denkt Ancke gern an die Phase als Leiter der Planungsgruppe zurück. Die für die Oberstufe geeigneten Schüler der Mittelstufe herauszufinden, sei eine große pädagogische Herausforderung gewesen. „Nicht zu früh die Weichen stellen“, also die Durchlässigkeit zwischen den Zweigen zu sichern, war ihm immer ein wichtiges Anliegen.
Ancke hat ab 1999 als Tutor auch den ersten Jahrgang an der ARS zum Abitur 2002 geführt. Im gleichen Jahr wurde er stellvertretender Schulleiter. Mit Wünschen für seine Schule geht Eugen Ancke mit den Sommerferien in den Ruhestand, und ganz oben steht der Wunsch, dass die „gute pädagogische Atmosphäre“ an der Adolf-Reichwein-Schule ungeschmälert erhalten bleibt und als zweites: „Einen guten Weg in Richtung Ganztagsschule.“ Gleichzeitig warnt er vor zu viel Bürokratie: „Schwerpunkt muss das Kerngeschäft bleiben“, sagt er, und das war und ist für den Pädagogen die Bildung und Erziehung junger Menschen nach modernen pädagogischen Konzepten zu starken Persönlichkeiten und demokratischen Staatsbürgern im Sinne Adolf Reichweins.
Nahtloser Übergang
Neu-Anspach. Der eine geht, der andere kommt. Das sei nicht selbstverständlich, freut sich Schulleiterin Kristina Huttenlocher über den nahtlosen Übergang auf dem Stuhl ihres Stellvertreters, denn oft benötigten Stellenbesetzungen ihre Zeit. Im Falle von Michael Rosenstock wurde die Schule schnell fündig, und sie glaubt, mit dem Mann aus Langgöns genau den richtigen Fisch an der Angel zu haben.
Rosenstock ist 54 Jahre alt und war bislang Lehrer an der Philipp-Reis-Schule in Friedrichsdorf, wo er den gymnasialen Zweig leitete und für Stunden- und Vertretungspläne zuständig war. Über ähnliche Aufgabenbereiche hinaus teilt Rosenstock mit seinem Vorgänger an der ARS das Interesse an der EDV, trotzdem sagte der Neue angesichts der Vita des Alten: „Ich trete ein schweres Erbe an.“ Der schelmische Blick dabei relativierte die Angst, und der Homepagebetreiber mit eingeblendeter Wetteransage für Langgöns sowie Links und Downloads und allerlei Nützlichem für den Schulgebrauch scheint sich eher auf seine Aufgabe zu freuen, als dass ihm davor bange wäre. Mathematik und Sport hat Rosenstock studiert und das Referendariat an der Humboldtschule in Bad Homburg absolviert. Seit 1981 war er an der Philipp-Reis-Schule tätig.
Mit Leib und Seele Lehrerin
Neu-Anspach. „Ich wusste schon als Kind, dass ich Lehrerin werden will“, sagt Irene Ruff, und das wurde sie auch. Seit 1972 ging sie ihrem Traumberuf zunächst an der Hölderlinschule in Bad Homburg, dann an der Gesamtschule am Gluckenstein nach und wechselte 20 Jahre später an die ARS.
Mathematik, Englisch, Biologie und Gemeinschaftslehre hat sie unterrichtet und sich an der ARS für Schulpartnerschaften eingesetzt. Besondere Beziehung pflegte sie mit Großbritannien, wo sie auch künftig leben will.
„Ich war mit Leib und Seele Lehrerin“, sagt sie und daraus klingt ein wenig Wehmut, den geliebten Beruf jetzt aufzugeben, die Schüler und ihre Kollegen dazu, denn bei denen hatte sie immer ein Stein im Brett. „Die gute Seele des Kollegiums“ wurde sie immer wieder genannt, und die Tage, an denen sie fehlte, konnte man zählen, sagte Schulleiterin Kristina Huttenlocher bei einem Abschiedsgespräch. Nach den Sommerferien wird sie den Ruhestand genießen. (fms)
[Quelle: Taunuszeitung vom 20.6.08]