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Hausaufgaben gut gemacht

Von Frank Saltenberger

Neu-Anspach. Lesen ist eine Schlüsselkompetenz, das hat sich vor allem seit „Pisa" nachhaltig herumgesprochen und allenthalben zu Reaktionen geführt - auch an Schulen. Und die Adolf-Reichwein-Schule gehört offensichtlich zu jenen hessischen Schulen, die ihre Hausaufgaben besonders gut gemacht haben.

Vom Amt für Lehrerbildung wurde sie herausgepickt und die Leseförderung an der Schule am Montag einer Delegation von Bildungsexperten aus drei Ländern vorgestellt, die an einem Praxishandbuch mit Modellen zur Leseförderung für die EU arbeiten. Von den Universitäten Tallinn, Estland, und Liège, Belgien, sowie vom Institut für Lehrerbildung Kecskemet, Ungarn, kam das sechsköpfige Team, ließ sich das Konzept erläutern, besuchte eine Unterrichtstunde in einer Klasse mit „Risikoschülern" und bearbeitete die Erfahrungen in einer anschließenden Gesprächsrunde nach.

Auf Seiten der ARS standen der für die Leseförderung primär verantwortliche Lehrer, ein so genannter Lesemultiplikator, Dr. Hermann Helms-Derfert, sowie sein Bruder Rolf Helms-Derfert, Fachsprecher für Deutsch, Rede und Antwort. Das ARS-Konzept setzt mit einer intensiven Förderung in der Jahrgangsstufe fünf ein. Je nach vorhandener Kompetenz werden die Schüler als „Lesefüchse", „Leselöwen" und „Leseratten" eingestuft, wobei die allgemeinen Schulleistungen, die individuellen Lesegewohnheiten, Elterngespräch und die Unterrichtsbeobachtungen der Lehrer in die Beurteilung einfließen. Die „Leseratten" sind dabei die Schüler, die am häufigsten zu Büchern greifen. Sie machen wie auch die „Lesefüchse", die dies am wenigsten tun, etwa 20 Prozent aus. Das Lesen der Kinder wird auf mehrfache Weise begleitet. Beispielsweise durch die Methodik des Unterrichts, der ein Methodentraining für Schüler einschließt. Dadurch sollen nicht nur ihre Fähigkeiten des flüssigen Lesens, sondern auch das Textverständniss verbessert werden. Beispielsweise durch paarweises Lesen, bei dem sich die Schüler gegenseitig Fragen zum Textverständnis stellen oder Inhalte zusammenfassen. Auch die Technik des Lesens wird gezielt verbessert.

Das eigenverantwortliche Lesen und Lernen spielt im Konzept der Schule ein wichtige Rolle. Zum Schmökern und Lesen selbst ausgesuchter Bücher steht die Schulbibliothek zur Verfügung. Zur Motivation gibt je nach der Anzahl der gelesen Bücher Urkunden in Rot, Blau oder Gold. Besonders bei den Jungen sei nicht zuletzt durch die Computerspiele das „Level-Denken" sehr ausgeprägt und werde dabei ausgenutzt. Doch auch das eigenverantwortliche Lesen wird begleitet, „damit die Schüler nicht das zehnte Pferdebuch hintereinander lesen", erklärte Hermann Helms-Derfert. Außerdem führten die Schüler Lesemappen, und es werde überprüft, ob der Text auch verstanden wurde. In der siebten Jahrgangsstufe haben „Risikoschüler" die Möglichkeit, als Wahlpflichtunterricht Lesen zu wählen und in drei Stunden pro Woche noch einmal gezielt ihre Lesekompetenzen zu verbessern, um sich einen Schulabschluss zu sichern.

Die Delegation lobte in einer ersten Einschätzung die praktische Umsetzung des Förderkonzeptes an der Adolf-Reichwein-Schule. Dass die Schüler dahin geführt werden, eigene Schwächen zu erkennen, hob Janos Steklács aus Ungarn hervor, sowie die fachübergreifende Leseförderung an der Schule. In Begleitung von Mitarbeitern des Amtes für Lehrerbildung werden die Bildungsexperten noch zwei weitere hessische Schulen besuchen.


[Quelle: Taunuszeitung vom 13.03.2008]