Theater-AG führt Julia und Romeo auf
"Nackten Schwertes inmitten feiger Schwuchteln?" - die Sprache war manchmal drastisch und zeigte die tiefe Feindschaft zwischen den Familienclans der Capulet und Montague. Gleich das erste mehrerer Schwertduelle endet blutig - Mercutio geht tödlich getroffen zu Boden (dramatisch: Sandra Weckmüller). Surrealistisch choreografiert wurde die "Party", auf der sich die beiden im Kontrast zu ihren Mitspielern schneeweiß gekleideten Julia (Nadine Becker) und Romeo (Alexander Maser) kennenlernen. Blitzartig verlieben sich beide ineinander. Überzeugend und nuanciert das Spiel von Becker und Maser, die beide den meisten Text zu bewältigen hatten. "Wer über Narben lacht, kennt keine Wunden!", so der bald verzweifelte Romeo, denn ihre Liebe trifft auf heftige Gegenwehr der Familien, deren Mitglieder zur besseren Unterscheidbarkeit durch gelbe und blaue Bänder gekennzeichnet waren. "Ich will sehen, ob Liebe sich durch Schauen wecken lässt" lautete die zweifelnde Antwort von Julia auf die Bemühungen der Amme (Lisa Reitz) und ihrer Mutter Lady Capulet (Clara Fandel), ihr Paris (Verena Bach) als Bräutigam schmackhaft zu machen. Sehr authentisch und dominant war das Spiel der grell geschminkten Fandel, die große Bühnenpräsenz besitzt.
"Nie sah ich solche Schönheit bis heute Nacht" - ergreifend die kurze Liebesszene zwischen Romeo und Julia, die bald von der nächsten Kampfszene abgelöst wird. Tybalt (Julia Wernicke), Julias Vetter, der Mercutio auf dem Gewissen hat, wird nun seinerseits von Romeo in blindem Zorn erstochen. "Wenn Gnade Mörder schützt, so hilft sie beim Mord" - mit diesen Worten wird Romeo vom Fürsten (würdevoll: Lisa Becker) aus Verona verbannt. "Es war die Nachtigall, nicht die Lerche", sind die berühmten Worte Julias zum Geliebten nach der ersten Liebesnacht, die auch die letzte bleiben sollte.
Rasend schnell dann das Ende: Romeo missversteht den Schlaftrunk, den Julia zur Verhinderung der Hochzeit mit Paris genommen hat und glaubt, sie sei tot: "Liebste, was bist du noch so schön - der Tod, der Honig aus dir saugte, hat über deine Schönheit noch keine Macht", sagt er und trinkt einen Giftbecher aus. Julia erwacht neben dem toten Geliebten: "Du Schuft trinkst alles aus und lässt mir keinen Tropfen für die letzte Reise." In ihrer Verzweiflung ersticht sie sich mit einem Messer. Im großartigen Schlussbild treten von den Seiten langsam die beiden Verwandtschaften zu den Toten, breiten in Zeitlupe ein gigantisches schwarzes Laken über ihnen aus und feiern Versöhnung.
Ein Riesenbeifall belohnte die jungen Künstler, die Blumen aus der Hand von Schulleiterin Kristina Huttenlocher erhielten. Im Namen der Theater-AG bedankte sich "Romeo" bei Decang für ihr ausdauerndes Engagement und übergab als Geschenk eine kleine Handpuppe, mit der auch der bald zu erwartende Nachwuchs spielen soll.
So eine Aufführung ist das Werk vieler Hände. Die Regiegruppe bildeten Clara Fandel, Mirco Maiworm, Karoline Schleimer, Julia Schrepka, Sandra Weckmüller und Jula Wernicke. Für das Bühnenbild zeichnete Sabine Tscherner verantwortlich. Soufleuse war Dana Zimmermann. Licht und Ton steuerten Stephan Ihlenfeld, Christopher Schaub und Jonas Tillmann von der Technik-AG.
[Quelle: Usinger Anzeiger vom 24.05.2008]